Auf die Filmvorführung folgte eine engagierte Podiumsdiskussion mit (v.l.) Cédric Wermuth, Sinem Gökçen und Samir, welche von Barbara Kunz-Egloff moderiert wurde. Bild: Christian Nöthiger
Medienmitteilung der SP Zofingen vom 29. November 2025
Die SP Zofingen blickt auf einen gelungenen öffentlichen Filmabend zurück. Ein voll besetztes Palass verfolgte am Freitag, 21.11.2025, die Vorführung des Dokumentarfilms «Die wundersame Verwandlung der Arbeiterklasse in Ausländer» von Regisseur und Produzent Samir.
Im Film verbindet Samir seine eigene Geschichte, wie er als Flüchtlingskind in die Schweiz kam, hier aufwuchs und in seinem jungen Erwachsenenleben politisch aktiv wurde, mit der Migrationsgeschichte von südeuropäischen Arbeitskräften, insbesondere jener aus Italien, die ab den 1960er-Jahren in die Schweiz kamen. Durch eine Kombination aus Archivbildern, animierten Elementen und Zeitzeug:innenberichten entsteht ein umfassendes Bild der Arbeitsmigration. Im Zentrum stehen vor allem die Lebensrealitäten der italienischen Saisonniers, die in den 1950er bis 1970er Jahren unter härtesten Bedingungen im Bau und in der Industrie arbeiteten, auf engem Raum in Baracken leben mussten und gezwungen waren, ihre Kinder in Italien zurückzulassen oder heimlich in die Schweiz zu bringen, da die Schweiz den Familiennachzug verboten hatte. Während viele Schweizer Arbeiter:innen in dieser Zeit von steigenden Löhnen und sozialem Aufstieg profitierten, entfernten sich Teile der Gewerkschaften von ihrer ursprünglichen solidarischen Grundhaltung und grenzten die migrierten Saisonniers, die einen bedeutenden Teil der Arbeiterschaft ausmachten, ausgerechnet von den Organisationen aus, die ihre Interessen hätten vertreten sollen.
Samir zeigt in seinem Werk auf, wie durch den Industrieabbau sowohl Schweizer als auch ausländische Fabrikarbeiter:innen ihre Existenzgrundlage verloren. Ausländische Arbeitskräfte wurden häufig zur Rückkehr gezwungen und viele Schweizer Facharbeiter:innen wurden aus dem Erwerbsleben gedrängt. Dieser Strukturwandel führte zum Zerfall der klassischen Arbeiterklasse, wie sie bis dahin existiert hatte.
In den 1990er-Jahren formierten sich engagierte Gewerkschaftsfunktionäre zu einer neuen gewerkschaftliche Bewegung, aus der die Unia gestärkt hervorgegangen und zu einer wichtigen Stimme der migrantischen Arbeiterschaft geworden ist.
Der ergreifende Film bot viel Diskussionsstoff für das darauf folgende Podiumsgespräch: An der Diskussion nahmen neben Samir auch Sinem Gökçen, Co-Präsidentin der SP Migrant:innen Schweiz und Cédric Wermuth, Co-Präsident der SP Schweiz und Nationalrat, teil, während Barbara Kunz-Egloff die Moderation übernahm. Thematisiert und angeregt diskutiert wurden die historische Entwicklung der «Arbeiterklasse», die gesellschaftlichen Bruchlinien von damals und die gravierenden Folgen der heutigen Migrationspolitik. Kontrovers beurteilt wurde insbesondere die Frage, ob die SP genügend unternehme, um Menschen mit Migrationshintergrund den Weg in politische Führungspositionen zu ebnen. Das Publikum nutzte die Gelegenheit, den Gesprächsteilnehmenden kritische Fragen zu stellen und eigene Gedanken in der Diskussion einzuwerfen. Der Abend hat eindrücklich gezeigt, wie wichtig die Auseinandersetzung mit Migrationsgeschichte für eine gerechte und solidarische Zukunft bleibt und zugleich auch die Notwendigkeit des stetigen Handelns unterstrichen. (LK)

Kommentar schreiben